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2020

August

Sebastian Guggolz © Stefanie Loos

Guggolz Verlag empfiehlt

Leselampe ExtraKleine und unabhängige Verlage empfehlen aus ihrem aktuellen Programm #16: Unter dem Sowjetregime schrieb Michail Prischwin (1873–1954) seine Tagebücher im Verborgenen – niemand, nicht einmal seine Frau, wusste davon – und in winziger, selbst mit der Lupe kaum lesbarer Schrift: damit, falls er verhaftet würde, der Inhalt nicht gegen ihn zu verwenden wäre. Doch ging es ihm mit diesem heimlichen Schreiben nicht nur um den physischen Selbstschutz, sondern auch den psychischen: Die Tagebücher sind ein Versuch, den eigenen weltwahrnehmenden Blick, das eigene Fühlen und Denken, die eigenen Wertvorstellungen und die eigene Sprache freizuhalten von den Korruptionen, denen viele unterlagen aus Angst, aus Glaube oder aus mangelnder Kraft, in Diskrepanz zur Umgebung zu leben. Eveline Passet hat die Aufgabe übernommen, aus 18 russischen Bänden, aus 13.000 Seiten im Original eine Auswahl in vier Bänden zusammenzustellen, sie zu übersetzen und zu kommentieren. In der heutigen Leselampe empfiehlt der Guggolz Verlag den ersten Band, der von 1917, dem Jahr der Februar- und der Oktoberrevolution, bis 1920, jenem Bürgerkriegsjahr, das den Sieg der Bolschewiki besiegelte, reicht.

Der Guggolz Verlag wurde 2014 gegründet, um vergessene oder übersehene literarische Klassiker des 20. Jahrhunderts aus Nord- und Osteuropa, von den Färöern bis nach Mazedonien, in neuer Übersetzung oder erstmals auf Deutsch zu veröffentlichen. Ziel ist es, Regionen auf der literarischen Landkarte sichtbar zu machen, die häufig nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.Zur Leselampe…

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